Essen, Rauchen, Demenz, POCD: Zur Narkose gibt es viele Fragen - Narkosearzt und Chefarzt Dr. med. Martin Weiss klärt auf

07. Februar 2019

80 Prozent aller Operationen werden unter Vollnarkose durchgeführt. Narkosen zählen zu den wohl besten Errungenschaften der Medizin und doch machen sie vielen mehr Angst als die anschließende Operation. Dr. med. Martin Weiss ist als Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS für die moderne und sichere Durchführung von jährlich über 8.000 Narkosen, für die Schmerztherapie, die Intensivmedizin und die Notfallmedizin verantwortlich. Hier beantwortet der Experte die sechs häufigsten Fragen.

Das Narkosegespräch – Warum ist es für mich als Patient so wichtig
Dr. Martin Weiss: Es gibt viele Gründe, warum ein Vorgespräch so wichtig ist. In erster Linie klären wir den Patienten auf. Er bekommt wichtige Informationen und wir ganz wichtige medizinische Informationen über den Menschen, die für die Narkoseführung von Bedeutung sind. Zum Beispiel Vorerkrankungen des Herzens oder Bluthochdruck. Dann erläutern wir, welche Narkoseverfahren geeignet sind und klären über die möglichen Risiken und Komplikationen auf. Ohne Aufklärungsgespräch und schriftliche Einwilligung der Patienten dürfen wir für geplante Eingriffe keine Narkose oder Regionalanästhesie durchführen. 

Muss ich Angst vor einer Narkose haben?
Dr. Martin Weiss: Nein, das ist mittlerweile eine unbegründete Sorge. Der gesunde Patient wacht selbstverständlich wieder auf. Auf Vorerkrankungen von Patienten nehmen wir bei der Narkoseführung besondere Rücksicht.

Darf ich vor der Narkose essen?
Dr. Martin Weiss: Es besteht immer die Gefahr, dass Mageninhalt in den Rachen und dann in die Atemwege kommt, wenn der Patient nicht nüchtern ist. Darum sollte er für feste Nahrungsbestandteile mindestens sechs Stunden Nahrungskarenz einhalten und für klare Flüssigkeiten zwei Stunden.

Darf ich vor der Narkose rauchen?
Dr. Martin Weiss: In dieser Frage sind die Meinungen durchaus sehr unterschiedlich. Auch unter uns Anästhesisten. Es gibt Anästhesisten, die empfehlen ein striktes, klares Rauchverbot. Auch je länger vorher nicht geraucht wird, desto besser. Andere Narkoseärzte vertreten die Meinung, dass eine Raucherabstinenz für den Patienten einen so großen Stress bedeutet, dass die Komplikationen und Risiken überwiegen. Ich zähle zu den letzteren und sage: Wenn es zu großen Stress bedeutet, auf das Rauchen zu verzichten, dann sollte der Patient lieber weiter rauchen. Anders ist es bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass bereits der 12-48 stündige Verzicht auf das Rauchen mit einem reduzierten Sauerstoffverbrauch und mit einer erniedrigten Rate an Durchblutungsstörungen des Herzens einhergeht. Daher sollten insbesondere Patienten mit koronarer Herzerkrankung eine Karenzzeit von 12-48 Stunden einhalten.

Kann mir von der Narkose übel werden?
Dr. Martin Weiss: Ja, das ist auch heute noch so, dass immer wieder eine Anzahl von Patienten von Übelkeit nach Narkosen betroffen ist. Da gibt es verschiedene Medikamente, die das auslösen und wir kennen auch schon seit längerer Zeit Risikofaktoren für Übelkeit nach Narkosen. Dazu zählen zum Beispiel das weibliche Geschlecht, Nichtraucher, Reisekrankheit oder die Tatsache, dass während und nach der Operation starke Schmerzmittel wie Opioide benutzt werden. Wenn wir das wissen, können wir das Risiko für Übelkeit und Erbrechen nach Narkose deutlich reduzieren, teilweise sogar ganz vermeiden.

Muss ich Angst haben, durch die Narkose ein Delir zu erleiden oder an Demenz zu erkranken?
Dr. Martin Weiss: Man muss unterscheiden zwischen Demenz, die schon vorbesteht und postoperativen kognitiven Defiziten (POCD), im Sprachgebrauch auch ein sogenanntes Delir. Nach einer Narkose kann eine Leistungsschwäche des Gehirns auftreten, sodass der Patient sich im Alltag nicht so gut zurechtfinden kann oder Merkstörungen hat.

Welche dieser Erkrankungen wann und bei wem auftreten, ist unterschiedlich. Einmal sind das Alter und die individuelle Verfassung entscheidend. Wenn schon eine Demenz vorbesteht, wird sie auch nach der Operation weiter bestehen oder kann stärker in Erscheinung treten als zuvor. Wenn der Patient eine gravierende Vorerkrankung hat, ist das Risiko für diese Hirnleistungsschwäche auch größer. 

Zu unterscheiden ist immer, ist es eine vorbestehende Demenz oder ist es dieses sogenannte postoperative kognitive Defizit? Eine Demenz ist grundsätzlich nicht rückgängig zu machen. Das postoperative kognitive Defizit, also die Hirnleistungsminderung ist reversibel. Die Wiederherstellung kann Wochen bis Monate dauern, aber grundsätzlich ist sie wieder rückgängig. 


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Als Standort für moderne Medizin mit christlichen Wurzeln ist die AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS WUPPERTAL gemeinnützige GmbH als Akademisches Lehrkrankenhaus der Uniklinik RWTH Aachen mit 358 Betten und rund 800 Mitarbeitenden seit über 85 Jahren eine feste Größe im Gesundheitsbereich des Bergischen Landes. Das Kardiologische Zentrum Elberfeld, das Zentrum für minimal-invasive und ambulante Gynäkologie (ZAG) sowie die acht Kliniken Allgemein-,Viszeral- und Gefäßchirurgie, Angiologie und interventionelle Gefäßmedizin, Unfallchirurgie, Orthopädische Chirurgie und Handchirurgie mit zertifiziertem Regionalen Traumazentrum und Endoprothetik-Zentrum, Neurochirurgie, Innere Medizin mit Kardiologie, Lungenheilkunde und Schlafmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit Brustzentrum Wuppertal, Radiologie und Neuroradiologie und die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin mit Notfallzentrum gewährleisten jährlich für über 40.000 Patienten moderne medizinische Behandlung und Pflege nach höchsten Qualitätsstandards. Seit 2006 gehört das Krankenhaus zur bundesweiten AGAPLESION gAG mit Hauptsitz in Frankfurt.

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